Guillochieren bezeichnet eine präzise, sich wiederholende Gravurtechnik, die mit Hilfe von Rundzugmaschinen, Geradzugmaschinen oder Brokiermaschinen ausgeführt wird. Diese Technik wird vor allem in der Schmuck- und Uhrenindustrie eingesetzt. Ihren Höhepunkt erreichte die Technik zwischen der Mitte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert. Eine ihrer bekanntesten Anwendungen ist das berühmte Fabergé-Ei, das die Feinheit und Raffinesse dieser Technik beispielhaft verkörpert.
Heutzutage beherrschen nur noch wenige Handwerker*innen das Guillochieren. Das liegt nicht nur an der Seltenheit der Maschinen, sondern auch daran, dass das technische Wissen zu ihrer Bedienung weitgehend verloren gegangen ist.
In Zeiten rasanter Digitalisierung und der zunehmenden Integration von CNC-Technologien in traditionelles Kunsthandwerk stellt sich die Frage: Wie können wir gefährdete Handwerkstechniken wie das Guillochieren bewahren, neu interpretieren und in einem zeitgenössischen Kontext wiederbeleben?
Dank des Projektes PF Revisited konnte Zhipeng Wang die Technik erlernen und auf seine eigene künstlerische Praxis übertragen. Während seines dreimonatigen Aufenthalts im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim lernte der Schmuckkünstler Zhipeng Wang erstmals, eine traditionelle Geradzugmaschine zu bedienen. Anstatt historische Techniken lediglich zu reproduzieren, verstand er das Guillochieren als eine erweiterbare Sprache – und experimentierte mit ungewöhnlichen Materialien wie Perlmutt und chinesischer Jade. Seine Arbeiten erforschen nicht nur das technische Potenzial des Guillochierens, sondern auch deren kulturelle und konzeptuelle Aussagekraft. Auf diese Weise verortet er die Technik in einem Zustand, den man als post-guilloché bezeichnen könnte: einer Haltung, die die historischen Wurzeln ehrt, aber zugleich das Vokabular durch Innovation erweitert.
Pforzheim Re-Guilloché ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit einem fast vergessenen Handwerk – es ist ein Dialog über kulturelles Erbe, Wiederbelebung und kreative Transformation.